In unserer Nachbarschaft war ein Landwirt mit Rindern und einem absolut „bösartigen“ Stier. Dieses arme Tier war durch einen Nasenring mit Ketten links und rechts am Mauerwerk festgekettet.
Es hatte seitlich um sich herum vielleicht höchstens einen Meter Platz. Ich war als Kind entsetzt über diese Haltung. Ich bin mir nicht sicher, ob der Stier sich überhaupt entspannt hinlegen konnte. Wir Kinder hatten absolutes Verbot, uns diesem Monster zu nähern. Wenn wir dort zu Besuch waren, war ich immer im Stall, heimlich natürlich, ich musste dort einfach hin.
Dieser Stier namens Bulli ließ sich von mir den Hals kraulen, er hielt verzückt, mit verklärten Augen, ganz still und genoss die zärtlichen Berührungen. Dieses wunderschöne Tier war niemals wild oder aggressiv in meiner Gegenwart. Ich konnte nie glauben, was die anderen mir immer erzählten, die mich vor Bulli warnen wollten.
Einmal aber habe ich gesehen, wie der Bauer und die Knechte mit Bulli umgingen, und danach konnte ich seine Aggressivität gegen manche Menschen gut verstehen. Bulli hat danach wohl mehrmals Erwachsene angegriffen und wurde getötet.
In den folgenden Jahren konnte ich oft die Schmerzen oder körperlichen Gefühle von Tieren spüren, die z.B. vor meinen Augen einen Unfall hatten, sich verletzten oder einfach durch irgendwelche Krankheiten starke Schmerzen hatten. Oft passierte es mir auch, dass ich von einer unglaublichen Trauer überwältigt wurde, wenn ich mich einem fremden Tier näherte.
Ich musste dann heulen und konnte überhaupt nicht verstehen, was da vor sich ging. Ich kannte die Tiere ja nicht und wusste überhaupt nichts von ihnen, was sie erlebt hatten oder wie sie gehalten wurden von ihren Menschen. Wenn ich dann mehr körperlichen Abstand von den Tieren nahm, ging das Gefühl wieder weg, aber sobald ich mich dem Tier wieder näherte, wurde ich erneut von den Gefühlen überwältigt. Manchmal haben mich diese Gefühle fast umgehauen, oder ich musste mich beinahe übergeben.
Das hat mich ziemlich schockiert, und ich wollte das so nicht. Aber ich konnte nichts gegen diese Gefühle und Empfindungen tun.
Im Jahre 1995 kam ein kleiner Persermischlingskater namens Henry in unsere Familie. Unsere Familie bestand zu diesem Zeitpunkt aus meinem Mann Klaus, unseren Kindern Matthias und Sonja und mir.
Henry war ein wundervolles Tier und ein liebevoller Spielgefährte für unsere Kinder. Er wurde heiß und innig geliebt. Durch eine Rachitis im Welpenalter war er körperlich etwas eingeschränkt, und in manchen Situationen, die eine gesunde Katze problemlos meistern konnte, war er manchmal etwas überfordert. Vielleicht war er deswegen so unglaublich menschenbezogen.
Eines Tages war er spurlos verschwunden. 6 Wochen lang habe ich mich jeden Tag aufs Neue auf die Suche nach ihm gemacht, leider vergeblich. Ich wusste die ganze Zeit, dass er noch lebte. An einem Vormittag aber, nach 6 Wochen täglicher Suche, wusste ich, dass ich ihn nicht mehr zu suchen brauchte. Am gleichen Tag rief mich eine Frau an, sie habe eine tote Katze gefunden, die unsere sein könnte. Es war leider tatsächlich unser Henry.
Henry hat mir damals mental Bilder geschickt, wie er zu Tode gekommen war. Ganz deutlich konnte ich den Lastwagen und den Ort sehen, wo es geschehen war. Damals haben mich diese Bilder ziemlich beunruhigt, da für mich solche Informationen auf diese mentale Art und Weise ganz neu waren und ich noch nicht so viel damit anfangen konnte. Ich habe das Ganze dann einfach verdrängt.
Findus verließ uns auf eine sehr dubiose und bisher ungeklärte Art und Weise
Einige Zeit später
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